und keineswegs, wie ich es mir vorstelle. Das Wohnmobil steht immer noch in der Werkstatt und wir räumen das Haus aus – denn in sechs Tagen geht’s ab. Wohin? Wir haben unsere Zeit zum Denken genutzt. Erst mal in den wilden Westerwald.

Während er virtuelle Countdownzähler immer noch in die Website eingebunden etwas ratlos die verbleibende Vorbereitungszeit mit 00:00:00 anzeigt, hält sich die Realität nicht mit Planungsunzulänglichkeiten auf. Wir packen unsere Koffer, der Countdown läuft jetzt real – in sechs Tagen ist Schichtwechsel in der Apenrader Straße. Dann wird unser Haus zur Kultur-WG und unser Wohnzimmer zum Hort für Hauskonzerte. Und wir ziehen aus.

In meinem Leben muss immer alles laufen. Texte, Termine, sogar die Kinder (für kurze Zeit im Triathlonverein). Doch das Wohnmobil scheint es mit mir aufnehmen zu wollen. Ohnehin nur mit 92 PS motorisiert hätte mir die maue Geschwindigkeit sicher schon gereicht, um mich an meine Geduldsgrenze zu bringen. Doch dieses Teil meint’s wirklich ernst mit mir. Sechs Tage, bevor wir aus unserem Haus müssen, steht es immer noch entkernt in der Werkstatt. Hoffnungsschimmer: Ein neuer Motor wurde in Italien gefunden und befindet sich nach Angaben der Werkstatt auf dem Weg nach Köln.

Plan B ist ausgerollt

Wie dem auch sei, wir werden ohne Wohnmobil, stattdessen mit unserem alten Volvo auf unseren Trip starten, der uns entgegen aller Erwartungen erst einmal in den für seinen rauen Wind bekannten Westerwald führen wird. Abenteuer pur im 400-Seelen-Dorft Limbach. Et kütt eben anders. Glücklicherweise haben wir vor etlichen Jahren gemeinsam mit Freunden in diesem kleinen Kaff und dem Geburtsort meiner Vorfahren deren Stammsitz (ein kleiner Selbstversorger-Bauernhof) erworben, denn nun entpuppt er sich als unsere Rettung. Und auch der Volvo, der eigentlich längst verkauft sein sollte, trägt seinen Teil zu diesem Plan B dazu.

Ganz ehrlich, einfacher wäre es, wenn das Wohnmobil wie geplant vor der Haustüre stünde und so langsam abfahrbereit wäre. Stattdessen haben wir bei unserer Hausausräumaktion jetzt noch eine Kategorie mehr einzupacken: „Soll mit auf Reisen“. Klamotten, Bücher, Geburtstagswimpel, Vier Gewinnt, Häkelmützen, Wanderschuhe, rein in Kisten statt schön verstaut in’s Womo. Noch mehr Chaos in diesem ohnehin schon extremen Durcheinander. Überall Kisten, Kartons, das eine Sortiersystem löst das nächste ab, keine Ahnung, wo ich Fannies Kletterschuhe verstaut habe, hoffentlich finde ich die Impfausweise. Langsam wird’s unübersichtlich und ich habe auf Tunnelblick umgeschaltet. Aufheben, Einpacken, Speicher, Keller, Müllkippe, Reise. Das Gefühl des Loslassens tut tatsächlich gut, all der nicht zuordnenbare Kram – wofür brauchten wir den noch gleich?

Ansteckende Gelassenheit

Allein Charlie scheint der Auszugswahnsinn kalt zu lassen. Sie liegt auf dem Sofa und schaut uns mit großen Augen dabei zu, wie wir unser Leben verladen. Und die Kinder daddeln in Aufräumpausen dazu vergnügt mit ihren elektronischen Geräten.

Irgendwie steckt das ein bisschen an. Wie sehr ich mich auch anstrenge, wie wütend ich auch über den Verkäufer des Womos bin, wie sehr ich der Kohle hinterher weine, die wir in die Reparatur statt in Reiseerlebnisse stecken, wie sehnlichst ich mir wünsche, wir könnten zaubern und alles wäre sortenrein sortiert, es hilft exakt gar nichts. Also, Gas rausnehmen und diesen ersten Teil der Reise als solchen annehmen. Weitermachen, und dabei die Augen offen halten und das Herz ganz weit.

Wir hatten in den letzten Wochen und Monaten schon so schöne Begegnungen und rührende Verabschiedungen. Und ein paar nette Fundstücke sind beim Ausräumen auch aus dem Staub erstanden. Ein Parforceritt durch die Vergangenheit. Schaut mal die Fundstücke auf der Homepage.