Wir haben unser Vanlife gegen ein postkartenreifes Ambiente auf Kythera eingetauscht. Die kleine griechische Insel, die die meisten auf der Anfahrt nach Kreta links liegen lassen, ist jetzt unser Zuhause. Nur für begrenzte Zeit, versteht sich. Den T3 dauerhaft gegen ein Haus eintzuauschen wäre ja auch ein Frevel, oder?

Für die nächsten sechs Wochen habe ich mein MacBook nun jedenfalls plan auf einem stilvollen kleinen Sekretär platziert, statt ihn auf meinen Oberschenkeln in der Tür des Bullis sitzend auszutarieren. Die zwei mal vier Meter T3-Zuhause parken vor der Tür unseres lehnmverputzen Domizils, statt uns Kilometer für Kilometer über Ruckelpisten zu kutschieren. Wenn ich die Kinder sehen will, muss in ihren Trakt schlendern, wo sie wahrscheinlich CD hören, sich einen frischen O-Saft zubereiten oder mit Andi lernen. Die Kinder genießen das Haus auf Kythera sehr. Sie haben sich sofort nach unserer Ankunft mit ihren Lidl-Adventskalendern, ihren CDs und Büchern in ihrem neuen Zuhause gemütlich eingerichtet und ihre in Taschen gepackten Klamotten fein säuberlich in die Schränke einsortiert. Paul, Fannie und Liv sind total glücklich: die Freiheit des ungewohnt großen Raums, die bequemen und gemütlichen Betten, ihre eigene kleine Küche, das ganze Leben hier.

Ich gebe zu, wir alle haben uns unglaublich auf die stationäre Phase gefreut. Denn eigentlich zum ersten Mal in unserem Familienleben! haben wir Zeit und Muße, tatsächlich einmal in die Stille der Vorweihnachtszeit zu lauschen. Ich habe weniger Arbeit, Andi kümmert sich um die Schule der Kinder – die wir aus Gründen der inneren Balance auf ein paar Stunden pro Tag begrenzen. Wir gehen in einer der wenigen um diese Jahreszeit geöffneten Tavernen griechischen Kaffee trinken, fahren zum Angelladen und entdecken peu à peu die Insel!

 

Mein Blick reicht gerade durch eine lindgrüne Terrassentür auf Bruchsteinmauern, die Schatten der gigantischen Kaktee spielen an der Hauswand, Oleander, Lavendel und Grün bis an den Horizont. Ganz hinten am Horizont schimmert das Meer unter dem klaren blauen Himmel heraus.

Nach zwei Monaten im Bus ist das bewusst zurückgenommene schlichte, aber edle Ambiente im Haus fast zuviel für uns. Wir haben einen ganzen Tag gebraucht, um zu begereifen, dass wir hier sein dürfen. Olivenholzboden, Feuer im Kaminofen, Charlie fügt sich ganz selbstverständlich in die Melange aus Holz und weißgekältem Mauerwerk. Die Kinder sind in ihrer kleinen Wohnung um die Ecke. Es ist still. Also wirklich still. Ich höre die Fliege durch den hohen Raum summen. Ich stelle fest: Es macht durchaus Sinn, den gwohnten Luxus Zuhause radikal zu beschneiden, denn die Wertschätzung all der Annehmlichkeiten, die uns ansonsten ganz selbstverständlich erscheinen, steigt nach deren Abstinenz deutlich an!

Heute morgen standen die Kinder an der Terrassentür, hatten die Schokolade aus ihrem Abventskalender in der Hand und atmeten vor Freude aus: „Hier ist’s so cool.“

Wir werden darüber berichten und unsere Erlebnisse aus Ungarn, Montenegro, Albanien und Griechenland jetzt Stück für Stück nachreichen, denn all die Geschichten stapeln sich in meinem Kopf und müssen raus. Die Web-Plattform für konstrutiven Journalismus – Perspective Daily – hat übrigens einen Artikel von mir gekauft – ich werde Euch das Porträt online stellen – die Hintergrundinfos gibt’s dann exklusiv auf Perspective Daily.

Hier ein paar Impressionen aus den ersten Stunden auf Kythera.

Das Wrack von Diakofti

 

Das Wrack empfängt uns bei unserer Ankunft auf Kythera. Bislang habe ich Widersprüchliches über den Frachter gehört und gelesen, der hier auf Grund gelaufen ist. Auf der Seite www.Insighdersegeln.com heißt es, es sei ein in Leer gebauter Frachter namens MS Nordland, die hier unsanft und mit der Nase zu erst an Land gegangen ist. Eine weitere Variante, die ich gestern gehört habe, gefällt mir persönlich besser. Danach sollen angetrunkene russiche Soldaten das Schiff auf den Fels gesetzt haben, weil sie Fußball geschaut haben und mit Autopilot navigiert haben – der wohl auch besoffen gewesen sein muss. Ich werde die Wahrheit noch herausfinden – wir haben ja Zeit!

Und ganz hinten ist das Meer

Um das Meer zu sehen, muss ich zugegebenermaßen von meinem Arbeitsplatz aufstehen und ein paar Meter gehen.

Pittoresker Eingang

Das Entrée zu unserem Domizil.

Im Innenhof

Es gibt noch Farben, mitten im Winter.

Farbe satt

Hier ist alles so liebevoll gestaltet, dass es beinahe ein bisschen an Postkartenidyll heranreicht.

Andi und Charlie vor dem Spaziergang

Abgelichtet im Innenhof.

Mein Blick aus dem Fenster

Schreiben gehört ohnehin zu meinen Lieblingsdoings. Arbeit kann man das bei diesem Ausblick jedenfalls nicht nennen.

Lernzeit

Ganz ohne geht nicht. Andi wühlt sich mit Paul und Fannie durch die Berge an Schulmaterial. Aber nie zu lange – mehr als zwei Stunden pro Tag werden nicht für Schule freigehalten.