Rein in die Geschichte- raus aus der Geschichte. Hop on hopp off, nur ohne Sighseeing-Bus. Wir sind vom Camping Roma in Roms Stadtteil Aurelia mit Bus und Bahn ins Zentrum der Heiligen Stadt gesprintet, haben kurz den Papst getroffen, die Spanische Treppe gesehen, Münzen in den Trevi-Brunnen geworfen – und wieder zurück – Charlie aus dem Auto befreien und die Kinder rasch in den Pool springen lassen.
Morgens um halb acht. Ich wecke die Kinder mit vertrauten Liedern – nach neun Monaten ohne morgendliche Verpflichtungen ist der Weckprozesss zu dieser schlaftrunkenen Tageszeit ein Vaubanspiel. Ich schaffe es mit der Ankündigung eines satten Nutellabrotes und des bevorstehenden Rom-Bummels, ohne allzu große Blessuren alle Kinder an den Frühstückstisch zu locken. Da wir nahezu drei Monate in Kalabrien und Sizilien verbummelt haben, grenzt für die Kinder ein innerhalb einer Stunde geplanter Aufbruch schon gemein an Drill.
Sei’s drum, wenig später sitzen wir mit Baseballcappis und Wanderhosen ausgerüstet als Touristen weithin erkennbar im schon prall gefüllten Bus. Rush Hour in Rom, die Kinder staunen über Omis, Mütter, Papis, schick gekleidete Damen und Anzugträger – in Autos, im Bus, und immer wieder auf den allgegenwärtigen Vespas – die Vespafahrer tragen die Helme immer noch gerne offen, vom weißen T-Shirt über dem etwas abgeschlafften Bauch bis zum perfekt sitzenden Maßanzug rauschen die Mopeds in waghalsigen Manövern durch den dichten Stadtverkehr. Eindeutige Markenzeichen quer durch alle Verkehrsteilnehmer: Handy am Ohr. Wir staunen, wie sehr sich die Römer von den Süditalienern unterscheiden, die wir in Kalabrien und auf Sizilien gesehen haben. Hier atmet die Dolce Vita, dort wird der Bart des Hipsters mit Tattoos bis zum Hinterkopf getrimmt, Gucci, Prada, Dolce y Gabbana – Fliegen, elegante Lederhandschuhe in allen Farben, Schwertfisch zu Mittag so viele Eindrücke in nur ein paar Stunden.
Aber zurück zur Fahrt in die Stadt: Mit drei Kids fällt uns vielleicht noch mehr auf, wie behütet wir die letzten Monate verbracht haben – Scopello 80 Einwohner, San Vito, vielleicht ein paar Hundert, Autos in homöopathischen Dosen. Jetzt also Rom. Rein in die U-Bahn, raus am Vatikan. Am Wegesrand überall Menschen, die uns Vatikanführungen angedeihen lassen wollen. Wir lehnen ab (mit Liv in den Vatikanmuseen mag ich mir gar nicht ausmalen), da verkündet uns der junge Guide, dass am heutigen Mittwoch der Papst eine Audienz geben wird. „Immer mittwochs, 10 Uhr“. Das nenne ich Timing. Um halb zehn sind unsere Taschen gescannt und wir stehen – bewacht vom omnipräsenten Militär und begleitet von vielsprachigen Devotionalienverkäufern – auf dem Petersplatz. Wenig später rollt Franziskus schon durch die Massen, nimmt hier ein Kind auf den Arm, drückt dort ein Bützjen (Kölsch: Küsschen) auf die Wange, winkt, lächelt und alle filmen mit. Wir natürlich auch. So unerwartet seiner Heiligkeit gegenüberzustehen, die Schweizer Garde auf- und abtreten zu sehen, die Pracht des Petersdomes vor Augen – da werden sogar die Kinder ruhig. Bis die Hitze die gewohnte Ungeduld wieder anfacht – wie lange dauert das noch? Ist der wirklich so alt, oder tut der nur so? Wann können wir endlich in den Pool? Nachdem wir uns den Segen abgeholt haben – den wir an alle Daheimgebliebenen weitergeben dürfen (was wir hiermit tun) – schlendern wir durch die immer stechendere Hitze Richtung Tiber.
Wir haben nur noch zwei Stationen: Spanische Treppe und den Trevibrunnen. Spätestens um eins müssen wir zurück sein – Charlie wartet (und länger hält man es mit einer Fünfjährigen ohnehin nicht aus in einer Großstadt). Die Spanische Treppe entpuppt sich für die Kinder als eine „stinknormale Treppe“ und wird mit abweisenden Blicken ignoriert (Liv) oder zumindest als Fotomotiv akzeptiert (Paul und Fannie). Vielleicht werden sie uns den Exkurs vollauf verzeihen, wenn sie einmal den alten Streifen mit Audrey Hepburn und Gregory Peck zu sehen bekommen: „Ein Herz und eine Krone“.
Einen kurzen Abstecher noch zum Trevi-Brunnen, der mit seinen monumentalen Ausmaßen glücklicherweise tapfer aus den Menschenmassen herauslugt, ein bisschen Kleingeld über die Schulter und die dauerhaft mit Selfiestick in der ersten Reihe posierenden Asiatinnen im Brunnen versenkt. Mit dem Segen von Franziskus und dem Glücksversprechen aus dem Trevibrunnen haben wir uns heute eine ordentliche Portion Glücksspeck angefuttert.
Zurück mit Bus und Bahn zum Campingplatz – wir Erwachsenen noch schweißnass, die Arme dick vom Tragen von Liv und das Genörgel über das ewig ausverkaufte „Twister“ noch im Ohr – sind die Kinder auch schon im Pool verschwunden. Paul und Fannie begleiten Liv auf ihren ersten Bahnen durch den Pool. Liv kann endgültig schwimmen. Rom wird uns in bester Erinnerung bleiben.
Fazit: Mit Kindern im Vorschulalter reichen ein paar Stunden Rom voll und ganz. Vielleicht ist es eine Basis, auf der sie später einmal zurückkehren wollen. Beste Tageszeit wohl eher in den Abend hinein. Campingplatz Roma kriegt ein absolutes Thumps up. Alles gut, ruhig, obwohl in der Nähe der Ausfahrtstraße Via Aurelia, mit Pool und Billardtischen – hier könnten es auch die Kinder noch länger aushalten.