Einmal in die Antike, bitte. Und wo landen wir? Mitten in Pompeii, wo gerade der Vesuv die ganze Stadt unter sich begraben hat. Wir alle haben uns von der auch heute noch präsenten Katastrophe berühren lassen.
29. Mai 2018, 9 Uhr. Familie Heider steht pünktlich mit der morgendlichen Eröffnung der archäologischen Stätte von Pompeii am Eingang. Mit uns Sonnenschirm schwenkende Reisegruppen aus aller Welt, großes Gedränge vor der Kasse. Unser Plan, möglichst früh und fast alleine durch Pompeii zu wandern, ging nur begrenzt auf. Doch nach kurzer Zeit, ein paar mal rechts und links der Menschenmassen eingebogen, tasten wir wir uns in die Vergangenheit. Wir betreten Straßen, abgetreten von seinen ehemaligen Bewohnern, tiefe Furchen in dem abgerundeten Pflaster, gezogen von Karren und Wagen, die durch die belebte Stadt fuhren. Wir entdecken Brunnen, zusammengehalten von metallenen Klammern, Kaufmannsvillen und Häuser der einfachen Bewohner, Tavernen und Trinkhallen – das alles liegt in Stein gehauen vor uns. Die zig Meter hohen Asche- udn Bimsschichten haben wirklich Meisterliches geleistet: Selbst ohne 3D-Animation und Augented Reality, einfach kraft unserer Phantasie, erwachen die Steine am Rand des Golfs von Neapel zu Leben.
Wir bewundern, dass die ganze Stadt von Planern geometrisch angelegt wurde, wir ziehen Parallelen zu unsern Städten, zu den Plätzen, die heute genauso wie damals das Forum, den Mittelpunkt gesellschaftlichen Lebens bilden. Die Häuser, zum Teil phantastisch erhalten, die Säulen, die prachtvollen Malereien an den Wänden der Häuser, die Innenhöfe mit ihren marmornen Brunnen und die Mosaike, die die Böden reicher Kaufleute und Tempel zierten. An einem ehemaligen kleinen Thermopolium – so etwas wie ein Take-Away mit einfachen Speisen – liegen sogar noch Geldmünzen in den für die Töpfe dampfender Speisen vorgesehenen Vertiefungen. Wir kriegen fast Hunger, die deftigen Eintöpfe, wir können sie fast riechen. Der Inhaber hatte Reißaus genommen, als der Vulkan mit seinem ungebremsten Element ausbrach – hoffentlich war er davongekommen.
Wirklich berührend wird der Besuch von Pompeii für uns alle aber erst, als wir näher an die Geschichte herantreten. Der Hund, der zusammengekrümmt in Stein gegossen vor uns liegt, die Frau, die sich niedersetzt und mit den Händen vor ihren Augen eingeschlafen zu sein scheint. Die Macht des Vesuvs hat sie alle vernichtet und für die Ewigkeit präpariert. Wie schnell war das Ende über diese Menschen hereingebrochen? Mit einem Fingerschnipp der Natur eine ganze Stadt – es waren insgesamt vier, nicht nur Pompeii – zugedeckt mit einer Decke aus Staub und Gestein.
Die Schädel in den Vitrinen, die Amphoren, die zahlreichen kunstvoll verzierten Schmuckstücke und tönerne Püppchen – Pompeii atmet heute noch. Paul konnte nicht glauben, dass all die Häuser mehr als 2.000 Jahre alt sind – (‚da sind ja die Häuser heute kaum besser‘), Fannie bewunderte, dass es schon Bürgersteige gab und eine Art Zebrastreifen, und Andi kramte sein geballtes Wissen aus seinem Architekturstudium raus, um uns den Unterschied zwischen konrinthischen und ionischen Säulen zu erklären. Liv freute sich, herumlaufen zu dürfen und überall etwas zu entdecken. (Nicht so sehr freute sie sich, dass sie nicht alles anfassen durfte)
Fazit: Selbst mit einer Fünfjährigen ist Pompeii ein wirklich lohnender Abstecher in eine eruptive Phase menschlicher Tragödie, wenn man ab und an das Aqua aus den Brunnen über sich gießt und genug davon in sich aufnimmt. Wichtig: Nicht übertreiben, wir standen nach zweieinhalb Stunden wieder am Eingang, bei all den Souvenierverkäufern, Eisdielen (kleiner Becher 5 Euro) und in all dem Trubel der etwas heruntergekommenen Touriemeile von Pompeii. Back to Reality.