Kaum zu glauben: Tappi wird angefahren, Tappi beißt Andi, wir steigen über Zäune in Nachbars Farm ein, lernen im Hauruck-Verfahren Ziegen melken, fürchten uns vor angeketteten Hofhunden und werden zum guten Schluss noch vom Nachbarn mit dem Traktor aus dem Sand gezogen. Alles an einem Tag.
Was für ein Tag. Ich erwache nach gleich zwei Albträumen hintereinander, bin den ganzen Vormittag extrem nervös und unruhig. Nachmittag um drei wollen wir Ingrid, eine benachbarte ältere Dame, die wir in der Kirche kennengelernt haben, auf ihrer Farm besuchen. Kaffee und Kuchen – wir freuen uns alle schon. Die Kids sind geduscht und tragen ihre vornehmsten Klamotten. Wie schon die ganzen Tage vorher läuft Tappi, der Hofhund, hinter uns her und neben dem Auto auf den Sandpiste. Wir fahren, Tappi läuft. Plötzlich springt sie vor den Wagen und wir merken nur noch, wie wir über sie drüber rollen. Andi und Esther springen sofort raus, Paul, Fannie, Liv und Elia sitzen mit mir auf der Rückbank, alle halten sich die Ohren zu. Fannie fängt an zu singen, weil das Gewinsel unerträglich ist. Als ich die Kinder beruhigt habe, steige ich aus und sehe Andi neben dem Hund am Wegesrand liegen. Er blutet. Beim Versuch, Tappi zu helfen, hat die im Affekt ins Handgelenk gebissen.
Ich laufe zu den Kindern, sage ihnen, sie können aussteigen, Andi führe ich zu unserem Bus, wo er sich im Schock erst einmal hinlegen muss. Er hat ungemein Glück gehabt. Tappi hat ihn ins Handgelenk gebissen, und weder die Adern noch eine Sehne ernsthaft verletzt. Gut, dass ich einen Erst-Hilfe-Kurs gemacht habe. Die Kinder beruhigen sich nur langsam, Fannie und Liv weinen noch, Paul steht paralysiert daneben.
Derweil haben sich Esther und Dominik mit Elia ins Auto gesetzt und sind mit Tappi zum Doc.
Um 18 Uhr, Andi sitzt versorgt in der Wohnstube der Farm, kommt eine SMS, dass wir die Tiere auf Istvannes Farm – er ist mit seiner Frau ein paar Tage weg und stattdessen ist ein Besucher dort, der aber offensichtlich keine Erfahrung mit Tiere füttern und melken hat – alleine versorgen müssen, weil es länger dauert beim Arzt.
Ich bitte Christeen, eine der Volunteers, dass wir mit ihrem T4 fahren, weil es zu lange gedauert hätte, den T3 abfahrtbereit zu machen. Den Weg dahin kennt Ihr schon aus dem Bericht zu Istvannes Farm, Christeen zerkratzt auf dem Weg durch den dunklen Wald total den Lack des T4 an Akazien und anderem Gestrüpp.
In Istvannes Farm müssen wir eindringen, über den Zaun steigen, weil Esther mit dem Schlüssel in der Tasche beim Arzt sitzt. Ich habe totale Angst, dass Paul – der Besucher –, zur Flinte greifen könnte, wenn er jemanden im Dunkeln unvermutet auf dem Hof antrifft, daher gehe ich allein zum Haus, Paul und Fannie und der Rest warten draußen. Irgendwann kommt der Besucher raus und weiß also, dass wir da sind. Ohne Knarren. Die Fütteraktion beginnt, Paul und Fannie wissen glücklicherweise, wo das Futter steht, wer was zu fressen bekommen muss. Trotzdem sind alle unglaublich hektisch, weil es stockdunkel ist und die an die Kette gelegten Hunde in einer Tour durch kläffen.
Hört mal, wie die Hofhunde uns ankäffen. Das ging stundenlang so.
Die Ziegen, die wir in den Stall treiben sind total aufgeregt, wahrscheinlich weil wir aufgeregt sind, und lassen sich nicht einfangen zum Melken. Es dauert Ewigkeiten, bis wir sie mit Unmengen an Futter soweit beruhigt haben, dass Gabriella mit Hilfe von Fannie, mir, Christeen, Jessica und Paul ein wenig der Milch aus ihnen heraus bekommt. Paul und ich haben derweil die kläffenden Hunde gefüttert – ich war so voller Furcht, ich kann’s kaum beschreiben.
Auf dem Rückweg kommt Christeen vom Weg ab und landet im Feld. Alles Manövrieren hilft nichts, wir stecken irgendwann bis zur Achse im Sand. Wir gehen zurück zur Farm, Bretter und eine Schaufel holen, doch zu spät. Wir rufen Dominik an, der wiederum den Bauern anruft, und uns nach drei Stunden Fütteraktion mit seinem Traktor aus dem Sand zieht.
Zurück auf der Farm geht es Andi glücklicherweise besser und Liv, die bei ihm geblieben ist, fällt mir in die Arme – sie hatte solche Angst um uns.
Eine Stunden später liegen wir zu fünft im T3 und quetschen uns vor einer Folge Michel aus Lönneberga zusammen. Beruhigt vom schwedischen Nurgutespassiert-Fernsehen schlafen wir ein.
PS Tappi muss übermorgen operiert werden. Es ist gerade morgens früh, einen Tag später. Ich habe Tappi zum Pinkeln rausgelassen, sie humpelte mit drei Beinen aus dem Haus. Jetzt liegt sie auf ihrer Decke. Charlie kam schon winselnd zu ihr, hat sie beschnuppert und sie immer wieder sanft mit der Nase angestupst. Sie leidet mit.
PPS Zwei Tage später. Tappi ist operiert und er hängt mit seiner OP-Narbe und Halskrause im Haus rum.
Abenteuerlicher Bericht! Haltet die Ohren steif!
Hallo Ihr lieben Neuländer….. in der Puszta…..unglaubliche, unvergessliche Erlebnisse….an einem Tag…..Gott sei Dank für die Bewahrung……..Vielen Dank für euren wertvollen Besuch auf der „Faskertanya“………Ihr seid eine tolle bewunderswerte Family