Westerwald, Kroppacher Schweiz, Limbach, 3. Oktober 2017 – Abfahrt! Aber nicht ohne diesem Dorf die Ehre zu erweisen. Wenn wir in den nächsten Monaten unterwegs ebenfalls derart freundlich aufgenommen werden, wird die Reise ein Traum! Schnappt Euch Eure Kinder und fahrt ein Wochenende hierher – hier gibt’s Natur und Gastfreundschaft!
Wer oder was ist Limbach? Limbach sind zwei Minuten gemächlichen Schrittes vom Ortsein- bis zum Ortsausgangsschild. Eine halbe Stunde drum herum vielleicht – vielleicht auch mehr. In den Straßen des Dorfes ein unprätentiöser Mix aus Geschichte und neuem Leben. Authentisch. Fachwerkhäuser, nicht übermäßig herausgeputzt, aber in Stand gehalten. An manchen Stellen liebevoll umhegt und restauriert. Das sind die Perlen. Dann gibt es die Überbleibsel der jüngeren Geschichte, rau verputzte Einfamilienhäuser, braun Balkongeländer, nicht überall schön. Ein Neubaugebiet. Drum herum Wiesen, Wald, Freiheit.
In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hat das Örtchen eine kleine Blütezeit erlebt. Kaum jemand, der damals sein Haus nicht für Feriengäste geöffnet hat, ein Fremdenzimmer freigeschaufelt oder gar eine Pension eröffnet hat. Die Besucher waren ausgehungerte Städter, die Ruhe und gutes Essen suchten, die bewirtet werden und vergessen wollten. Viel ist aus dieser Zeit leider nicht mehr übrig geblieben. Die „Alte Post“ hat zu, die „Limbacher Mühle“ bietet noch Gästezimmer und Ferienwohnungen, dümpelt aber ein bisschen vor sich hin. Das Gästehaus „Monika“ ist jüngst unter den Hammer gekommen. Der Dorfladen ist der Einkaufsmeile im Gewerbegebiet von Hachenburg gewichen. Selbst die fahrbaren Lädchen machen kaum mehr halt. Dennoch: Die Gastfreundlichkeit ist geblieben!
Das Limbach der „guten alten Zeit“ ist im Dorfmuseum zusammengetragen worden. Das Dorfmuseum ist immer geöffnet und bietet jedem einen Blick in ein längst vergangenes Dorfleben. Eine Spendenbüchse steht bereit, schmeißt was ein. Wenn Ihr nach Heinz Leyendecker fragt, und er Zeit hat, gibt er Euch auch noch eine kostenlose Führung dazu. Jeder Limbacher lebt hier im Dorfmuseum ein bisschen weiter, denn jedem Verstorbenen wird mit Bild und seiner eigenen Geschichte gedacht – so auch meiner Tante Thekla, der wir verdanken, diesen wunderbaren Ort kennengelernt zu haben.
Es rührt mich an, wie sich die Limbacher gegen die Zeit auflehnen, sich gegen sie stemmen. Jeden Tag, an dem es nicht aus Eimern gießt, stellt irgend jemand die kniehohen Schachfiguren auf das Spielfeld. Selten spielt jemand, aber sie werden morgens aus- und abends wieder eingepackt.
Dieses Dorf hat mal den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen – irgendwann in den 80ern, immerhin.
Es gibt ein Ober- und ein Unterdorf. In letzterem fand das Leben hunderte Jahre statt. Jetzt steht es ziemlich still. Die Alten erzählen, wie es früher war. Viele Kinder auf den Straßen, abends saß man zusammen, redete über den Tag, über das, was ansteht. Das Leben ist in die höher gelegenen Bereiche gezogen, hier fahren Kinder mit ihren Fahrrädern rum, toben durch die Straßen, zeugen die Trampoline und Spielhäuser vom modernen Leben auf dem Land.
Um das Dorf herum dann grün. Wälder, Wiesen, versteckte Weiden, Natur, die so schön ist, dass ich nicht satt werde, denselben Weg wieder und wieder zu gehen. Ich halte inne staune, über den Bach, der mal wild und reißend, mal lieblich dahin fließt, die dicken Steine umspült, den Sonnenstrahlen ihre Projektionsfläche bietet und ihnen erst ihre Schönheit verleiht. Der Blick geht weit über Wiesen und Täler, vereinzelt stehende Obstbäume, eine Eiche hier und da, bis zum Wald, der am Horizont wartet.
Mein Tipp: Schnappt Euch Eure Kinder und kommt für ein Wochenende her, wenn Ihr Ruhe finden, wandern oder mountainbiken wollt. Die ganze Kroppacher Schweiz ist ein Kleinod für Natursucher.
Wohnen: Die Limbacher Mühle bietet Gästezimmer (oder schreibt mir eine Mail, es gibt auch Ferienwohnungen). Ganz in der Nähe in Stein-Wingert könnt Ihr auch in der „Alten Mühle“ übernachten. Direkt an der Nister, rund herum Wald und Wiesen, werdet Ihr da nur kaum mehr weg wollen.
Der Limbacher Kultur- und Verkehrsverein hat etliche Wanderrouten erarbeitet, die die Highlights der Region ansteuern, etwa das wohl älteste Schieferbergwerk des Westerwalds, den „Assberg“. Oder Ihr fahrt mit dem Bummelzug bis nach Ingelbach – was anderes hält dort nicht – und Ihr wandert über den Westerwaldsteig Richtung Limbach. Wenn Ihr auf exzellentes Essen aus seid, dann kehrt beim Sternereataurant „Hilger“ ein. Da solltet Ihr aber im Vorfeld reservieren.
Lauft einfach durch die Wälder und lasst Eurer Seele ihre Freiheit. Schaut Euch die liebevollen Gärten im Dorf an. Oder Ihr bespielt einfach mal Bauer, Läufer und Türme – die würden sich so freuen, mal wieder bewegt zu werden.
Vielen Dank, liebe Limbacher. Wir hätten keinen tolleren Ort finden können, um unseren Reisestart rauszuzögern. Aber jetzt geht’s los… 🙂