Martin Speer und Vincent-Immanuel Herr meinen, wir müssen uns alle für Europa ins zeug legen. Quelle: Phil Dera.

Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer haben mit ihrer Idee vom #Freeinterrail europaweit für Furore gesorgt. Die Beiden sind jung, engagiert, visionär und laut, wenn es um ein vereintes Europa geht. Da es ein Ziel von #aufnachneuland ist, unseren Kindern Europa näher zu bringen, fragen wir die Beiden mal aus.

Wir sind eine Familie mit der nächsten Generation im Gepäck. Wir reisen mit unseren Kindern Paul (11), Fannie (10) und Liv (4) ein Jahr durch Europa, um den Kindern ein friedliches Europa ohne Grenzen nahe zu bringen, in dem man trotz aller Unterschiede, Mentalitäten, Sprachen und Kulturen frei reisen, miteinander leben und voneinander lernen kann. Was wollt Ihr unseren Kindern mitgeben auf die Reise?

Offenheit ist das wichtigste, wenn man auf eine Reise geht. Offenheit für all die Begegnungen und neuen Eindrücke. Und genau diese Offenheit macht auch Europa aus. Das europäische Projekt ist wie ein nicht endende Reise. Deswegen muss man auch auf Reisen gehen, um Europa zu verstehen.

Ihr erhebt beide Eure Stimmen für Europa und die EU. Nennt uns und unseren Kindern doch einmal Eure drei wichtigsten Punkte, die das Leben ohne die EU ärmer machen würden.

Ohne die EU wären wir nicht in der Selbstverständlichkeit aufgewachsen, dass uns mit Franzosen, Spanier, Polen oder Niederländern mehr eint, als uns trennt. Uns mögen vielleicht Sprache, Essensvorlieben und manch kulturelle Eigenart trennen, doch der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander, nach einem glücklichen Leben, nach Freiheit und Nähe ist größer als unsere Unterschiede. Ganz konkret äußert sich das darin, dass wir ohne große Probleme von einem EU Land in ein andere ziehen können, dass es gemeinsame Regeln und Maßstäbe gibt oder ganz frisch, dass wenn wir von einem anderen EU Land unsere Familie anrufen, es viel weniger Geld kostet als früher.

Und Ihr verschließt die Augen sicher nicht vor eventuellen Schieflagen: Erklärt unseren Kindern doch einmal ehrlich, was Euch an der EU stört.

Die EU ist einem großen Schiff nicht unähnlich. Wenn man nur leicht die Richtung ändern will, muss man ein paar Kilometer vorher anfangen, weil man so lange für die Drehung braucht. Auch die EU braucht viel Zeit und Einsatz, um Dinge zu verändern, die nicht gut laufen. Beispielsweise ist das sehr starke wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Staaten ein Problem oder, dass es ein europäisches Parlament gibt, welches relativ wenig zu melden hat. Doch wie bei einem so großen Schiff, dauert es sehr lange, bis man Veränderungen spürt, beziehungsweise durchgesetzt hat. Das macht viele Leute ungeduldig und schnell kommt der Gedanke auf: Hey, die EU ist doch überflüssig. Das ist sie aber keinesfalls! Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, dass Europa gerechter, mobiler und demokratischer wird.

Nach den Wahlergebnissen in den Niederlanden und Frankreich scheint um die EU erst einmal Ruhe eingekehrt. Donald Trump gibt der EU scheints auch noch ungewollt Auftrieb, indem er sich in Fragen der Verteidigung, des Handels und des Klimaschutzes absetzt. Auch die Europabefürworter erheben unter dem Slagan #PulseofEurope endlich ihre Stimmen. Was meint Ihr, werden unser Kinder später eine starkes geeintes Europa erleben?

Wenn sich die pro-Europäer*innen weiter ins Zeug legen, werden wir auch langfristig ein geeintes und starkes Europa erleben. Doch dafür dürfen diese positiven europäischen Gefühle und das Engagement der Menschen keine einmalige Sache bleiben. Man kann jeden Tag eine pro-europäische Haltung zum Ausdruck bringen. Sei es, in dem man auf anderen Europäer zugeht, in dem man an der Erarbeitung gemeinsamer Lösungen interessiert ist, in dem man die Sprache oder kulturellen Gepflogenheiten eines anderen versteht zu lernen. Europa ist nur so stark, wie die Menschen, die sich dafür einsetzen.

Was muss denn durch Eure Brille als Pro-Europa-Aktivisten passieren, um die Ideen der Gründerväter der EU – die die Groß- und Urgroßväter unserer Kinder sein könnten – wieder stärker ins Bewusstsein und die Lebenswirklichkeit der Europäer zu bringen?

Wir sind fest davon überzeugt, dass man die europäische Idee nicht aus der Theorie oder aus Schulbüchern erfahren kann, man muss Europa selbst erleben. Deshalb glauben wir an die Kraft des Reisens. Nur wer anderen Kulturen und Länder kennenlernt, kann ein offenes Weltbild entwickeln und auf andere zugehen. Europa bringen wir also der jungen Generation näher, in dem wir allen ermöglichen Europa hautnah zu entdecken. Das steckt hinter der Idee, allen jungen Menschen kostenlose Interrailpässe zu geben.

HerrundSpeer in der Geburtsphase von #Freeinterrail unterwegs durch Europa. Quelle: HerrundSpeer.

Mit Eurer Freeinterrail-Idee habt Ihr europaweit für Schlagzeilen gesorgt. Die EU soll nach Euren Plänen jedem EU-Bürger zum 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket schenken. Was denkt Ihr, werden unsere Kinder einmal ein solches Präsent in der Email-Box haben?

Dieser Interrailpass wird ihr Leben verändern – und das hunderttausender anderer junger Menschen in Europa. Da ist zum einen der Brief, den man zum 18. Geburtstag bekommt. Post aus Brüssel! Wer hat das schon mal bekommen? Auf einmal meldet sich die EU bei jederman zu Hause und sendet Geburtstagswünsche verbunden mit einem Interrailgutschein, einer Reisekarte und ein paar Infos zur EU. Und dann geht es los. Ob allein, mit Freunden oder Familienmitgliedern. Den Interrailgutschein soll man bis zum 26 Lebensjahr einlösen und kreuz und quer durch Europa fahren können. Diese Reise, diese Erfahrung, all die vielen großen und kleinen Momente und Begegnungen werden junge Menschen nachhaltig prägen. Wir sind überzeugt, nur so kann man Europa verstehen – und anschließend auch schätzen lernen.

Und was werden die Drei in diesen vier Reisewochen im besten Falle erleben?

Sie werden die Vielfalt Europas erleben. In jeglicher Hinsicht. Sie werden Orte sehen, an denen sie nie waren, werden neue Menschen kennenlernen, werden vor die Herausforderung gestellt, sich in einer anderen Sprache zu verständigen. Sie werden erleben, wie bunt, manchmal kontrovers, lustig und ernst, arm und reich, laut und leise Europa sein kann. Sie werden sich auf die Spuren dieses Kontinents erleben und sie werden als anderen Menschen zurückkommen. Mit einem Rucksack voller Erlebnisse, Erfahrungen und frischer Freundschaften.

Lieber Martin, lieber Vincent-Immanuel, wir sagen Danke für Eure Inspiration!

Wer mehr über die Herren HerrundSpeer und ihren Europa-aktivitäten, -Ideen, -Konzepten und -Appellen wissen möchte, weiter unter www.herrundspeer.de

0 Kommentare